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#secondhome

 

Früher konnte ich mir nie vorstellen, in einer Großstadt zu leben. Und auch heute noch bin ich froh über mein eigentliches Zuhause:

jenes Dorf, in dem ich aufgewachsen bin.

 Als ich nach Essen gegangen bin, um dort zur Schule zu gehen und – zumindest die Woche über – im Internat zu wohnen, war das zumindest anfangs ein ziemliches Drama.

 Damit meine ich keineswegs, dass ich klammere und mich nicht (von zuhause) lösen kann – ich bin lediglich ziemlich heimatverbunden.

 Dazu kommt, dass mir in Großstädten schon immer der Platz, die Weite gefehlt hat – ich konnte dort nie so richtig atmen.

 

Mit Hannover ist es nun ein wenig anders. Dabei habe ich von der Stadt (leider) noch nicht allzu viel gesehen. Und ich möchte auch nicht andeuten, dass ich mich in ein Krankenhaus „verliebt“ hätte – aber ich bin ab und an einfach auch irgendwie gerne dort im Norden.

 

Vielleicht ist es ein bisschen so, wie meine Freundin es in einer anderen Situation formuliert hat:

„Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wochenlang ohne meinen Hund von zuhause weg zu sein. Aber als ich in Kur musste, ging es plötzlich doch.

Umso weiter ich von zuhause weg war, umso leichter wurde es.“

 

Damit möchte ich keineswegs sagen, dass ich künftig im Krankenhaus leben möchte, oder aus meinem Zuhause flüchten will.

Mein Zuhause ist ja doch das Schönste. ;-)

Aber ab und zu tut auch mir eine kleine „Auszeit“ ganz gut.

 

In Hannover, in der MHH kenne ich gefühlt die halbe Belegschaft – und man kennt mich.

Ich weiß, wie es läuft. Ich weiß, dass das heiße Wasser niemals richtig heiß wird und dass die gefüllte Paprika ziemlich gut schmeckt, 

obwohl sie aussieht wie Katzenkotze. Ich weiß, wo alles ist und ich weiß, was von mir erwartet wird. Wo ich wann zu sein habe.

 

Und vor allem ist und bleibt es für mich etwas Besonderes, eben weil ich dort nichts Besonderes bin.

Ich werde erkannt, man weiß, wie man mit mir umgehen muss – nämlich ganz normal. Ich falle nicht auf.

In Hannover wundert sich niemand über meine Hörschädigung. Im Vergleich zu den meisten Leuten in der Klinik bin ich voll funktionsfähig.

Im normalen Alltag ist das was anderes. Da haben (fast) alle Mitleid mit mir. Da bin ich die 'Behinderte'.

Und ich kann es nicht ausstehen, wenn die Leute mit mir Mitleid haben.

In der MHH ist man nichts besonderes, nur weil man einen seiner Sinne verloren hat.

 

Zudem kann ich zwischenzeitlich mein (Fach-)Wissen weitergeben, kann anderen Patienten mit Rat und Tat zur Seite stehen (auch wenn ich weiß Gott längst nicht alles weiß!).

Und zumindest für den Moment kommt das meinem Traum vom Lehramt doch recht nahe.

 

Ich habe mich bisher in (fast) keiner anderen Klinik derart aufgehoben gefühlt – nicht mal das Clemenshospital in Münster und mein früherer Prof. Sepehrnia sind wirklich vergleichbar (auch wenn ich auch ihnen sehr dankbar für alles Bisherige bin!)

Und ich bin einfach zutiefst dankbar für die MHH. Dafür, dass es diesen Ort, diesen Ankerpunkt mit all seiner Beständigkeit und seinem bewundernswerten Team gibt.

 

 "Ein riesen Kompliment dafür, dass ihr mich so gut kennt."