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Dreihundertfünfundsechzig Tage

Ich würde hier gerne von großen (Hör-)Erfolgen berichten.

Würde gerne davon erzählen, wie ich jene Hoffnungen erfüllen konnte die, seitdem ich an der Studie teilnehme, in mich gesetzt wurden.

Stattdessen war das vergangene Jahr, diese 365 Tage, so oft bestimmt von Pech und Pannen.

Von Euphorie, auf die nur umso größere Rückschläge folgten.

Von Entzündungen, Operationen und Krankenhausaufenthalten.

Von Freude darüber, dass man so bemüht war, mein Implantat zu erhalten, bis hin zu der tiefen Enttäuschung, dass am Ende alle Bemühungen vergeblich waren und das AMI wieder entfernt werden musste.

 

Denn trotz aller negativen Erlebnisse:

Man hatte mir nach sieben Jahren voller Stille mein Gehör zumindest zum Teil für eine Weile zurückgegeben.

 

Das ist auch mit ein Grund, warum ich das vergangene Jahr einfach als "Erfahrung" verbuche.

Klar, ich hätte ausreichend Grund zu jammern, mich selbst zu bemitleiden, oder depressiv zu werden.

Aber.

Es geht schließlich weiter. Das Leben bleibt nicht stehen und die Welt hört nicht plötzlich auf, sich zu drehen.

Und ich kann das AMI schließlich in 2 Jahren zurückbekommen. Vielleicht wird es ja dann eine noch erfolgreichere Geschichte und mit etwas Glück geht dann auch von Anfang an alles gut.

 

Außerdem kann ich dieses Jahr nicht nur negativ betrachten.

Ich habe trotz aller Rückschläge so viele positive Erfahrungen gemacht.

Ich habe Freundschaften geschlossen und Menschen getroffen, auf die ich nicht mehr verzichten möchte.

Habe Dinge und Situationen erlebt, an die ich mit Freude zurückdenke.

 

Natürlich hätte ich das alles ohne meine Eltern, gute Freunde und Nachbarn, meine Ponys, meine Katze und all jene, die "rundherum" noch sind nicht geschafft, oder zumindest nicht so gut verkraftet.

Ich bin dankbar für alle, die immer da sind und mich auffangen und immer wieder aufbauen.

Die mir Halt geben und mein Leben immer wieder irgendwie in Ordnung bringen.

 

Meine Bilanz des vergangenen Jahres lässt sich also in einem Satz ausdrücken:

Es war schon alles gut so, wie es letztendlich war.

 

"Vergiss' die Mädchenträume und halte dich bereit."