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bbb - Es wird wieder blond!

Als ich im vergangenen Jahr meine Ausbildung begonnen habe, war ich zunächst auch nicht so recht begeistert von der Berufsschule.

Zum einen gab es nicht mal "richtige" Fächer, wie Deutsch, Mathe und Englisch, sondern nur "Lernfelder".

Zum anderen war es mir auf den ersten Blick fast schon zu leicht - Dinge auswendig lernen und Word-Dokumente bearbeiten sind für mich keine große Herausforderung, sondern Alltag.

Klar, ich bin die Ausnahme.

Ich habe fast 2 Jahre nach meiner Ausbildungsstelle gesucht, gefühlt 1000 Bewerbungen geschrieben und fast genauso viele Absagen bekommen.

Ich bin keine übermäßige Streberin - mir fällt lediglich das Lernen leicht (abgesehen davon, dass Mathe und ich niemals beste Freunde werden) und vor allem weiß ich zu schätzen, was ich habe.

So wurde ich nun mal erzogen.

 

Sicherlich wurde der jeweilige Unterrichsstoff mit den Wochen und Monaten etwas anspruchsvoller.

In meiner Klasse gab es viele Abbrüche und Ausbildungswechsel.

Das ist normal. Aber das Prädikat "schlimmste Klasse der Schule" ist alles andere als normal und auch nichts, worauf man stolz sein kann.

Ich habe (natürlich auch hörtechnisch) weiß Gott nicht alles mitbekommen, was so gelaufen ist.

Wohl aber, wie das Klassenniveau und die Leistungsbereitschaft imma weida runna ging.. Entschuldigung.

Es kann irgendwo nicht sein, dass ein 17-Jähriger nicht weiß, was eine "Differenz" ist. Dass junge Menschen die bereits ein mehrwöchiges Praktikum in ihrem Ausbildungsberuf absolviert haben, dann kurz nach Ausbildungsbeginn fesstellen "Kein Bock mehr. Am liebsten würde ich abbrechen."

Dass Gruppenarbeiten dazu dienen, Vorgesetzte und Lehrer zu demütigen ("der ist soooo" fett!"), oder sich darüber auszutauschen, wo es in der Stadt den billigsten Vodka gibt.

Gleichzeitig beschweren sich die besonders "intelligenten" Schüler darüber, dass der ein oder andere Lehrer Arbeitsaufträge mehrfach wiederholt und sie sich wie Kleinkinder behandelt fühlen.

Ja sorry - wenn besagte Lehrer die Arbeitsanweisungen nicht mehrfach wiederholen, dann passiert genau das: nichts.

Eine meiner Dolmetscherinnen fasste die Aussage einer Lehrerin in einem Kürzel zusammen:

bbb - Es wird wieder blond, sehr blond! (Nichts gegen Blondinen.)

 

Sicher - die Eltern des einen oder der anderen haben eine eigene Firma.

Da kann Sohn und Tochter immer arbeiten und braucht außerdem keinen Ärger aus der Chefetage zu befürchten, ganz egal, was er oder sie sich so leistet.

Aber was bringt es, wenn der liebe Nachwuchs früher oder später den Betrieb an die Wand fährt?

Ich frage mich immer und immer wieder, wie solche Menschen überleben..

Natürlich kommt man mit einer gepflegten "scheiß auf alles, scheiß auf jeden"-Haltung auch irgendwie durch.

Aber früher oder später ist man dann auch ganz schnell ganz arm dran bzw. fällt böse auf die ... Nase.

 

Eine Lehrerin beschwerte sich kurz vor Halbjahresende bei der Klasse:

"Ihr habt mir versprochen, dass im 2. Halbjahr alles besser wird!"

Woraufhin ich zu meiner Dolmetscherin sagte: "Stimmt, für uns wird alles besser - wir sind dann nicht mehr in dieser Klasse."

Mir tun nur jene aufrichtig leid, denen die Ausbildung wichtig ist und denen auch an der Schule etwas liegt..

 

"Manche Menschen sind so sehr damit beschäftigt ihr Ego zu füttern,

dass sie gar nicht bemerken, wie ihr Charakter verhungert."