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Nicht genau wie 2011

Das Schlimmste ist nicht der Kopfverband. Der siehst aus wie ein breites Haarband und kommt in einigen Tagen wieder ab.

Das Schlimmste sind auch nicht die abrasierten Haare. Die wachsen wieder.

Nein, das Schlimmste ist, dass ich (schon wieder!) nichts mehr höre.

 Als ich 2011 meine Gehör komplett verloren habe - nun, damals war es keine wirkliche Überraschung bzw. ich konnte mich schon in den Jahren zuvor auf den Hörverlust einstellen.

Alles ging schleichend, alles wurde immer weniger.

Wie eine Lichtquelle, die langsam heruntergedimmt wird, so versagten mir auch meine Ohren langsam aber stetig den Dienst.

Und auch, wenn es nicht leichter war - ich konnte mich darauf vorbereiten, ich war soweit als möglich darauf gefasst.

 

Das AMI hatte mir gerade einen Bruchteil meines Hörvermögens zurück gegeben.

Und dann hieß es beim letzten Hannover-Termin ("Irgendwas ist mmer..") plötzlich, ich dürfe den Sprachprozessor nun erst mal nicht mehr tragen.

Und als sei das nicht genug, musste ich wieder operiert werden. Der "innere" Magnet wurde entfernt.

Nun KANN ich den Sprachprozessor, mein Mikrofon, mein "Tor" zur hörenden Welt also gar nicht mehr tragen.

 Sicher, das kommt wieder.

Beim nächsten Anpassungstermin in Hannover (wann auch immer er ist), bekomme ich einen Klebemagneten auf die Haut (ähnliches Prinzip wie Perückenkleber). Danach kann ich auch den Sprachprozessor wieder tragen.

 

"Und?", werden sicher einige fragen. "Du kennst das doch, das ist doch jetzt gar nicht so schlimm!"

Doch, das ist es.

Natürlich habe ich mit dem AMI bisher nicht so sehr viel gehört.

Beziehungsweise - gehört habe ich schon so manches. Ich konnte es nur nicht definieren.

Es geht aber auch nicht darum, wie viel man hört. Es geht darum, dass man etwas hört.

Ich wollte mich nie zu den Gehörlosen zählen und dank des AMI musste ich das auch nicht (mehr).

 

Wenn man sich über eine längere Zeit hinweg, über Jahre, auf etwas vorbereiten kann - dann wird es davon nicht besser, aber man kommt irgendwie zurecht.

Wenn man aber - wie ich zuletzt - ganz plötzlich in eine veränderte Situation geworfen wird.. Tja, dann ist es völlig egal, ob man bereits in dieser Situation war, oder nicht.

Dann ist es einfach viel, viel schlimmer. 

 

"Und wenn du am Ende bist, fang' von vorne an."