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Du musst dich damit abfinden, dass du nichts mehr hörst!

Ich weiß gar nicht, wie oft ich diesen Satz gehört habe.

Völlig egal ob es darum ging, auf eine andere Schule zu wechseln ("die sind da alle so wie du!"), oder darum, die Gebärdensprache zu lernen ("sonst kannst du dich nicht mehr verständigen!").

Oder ob es einfach im Alltag mal wieder eine Situation gab, in der ich zum Beispiel froh gewesen wäre, wenn ich selbst hätte telefonieren können.

Nein.. "Du musst dich damit abfinden, dass du nie wieder was hörst!" war doch viel leichter zu sagen, als mir Mut zu machen. Als darüber nachzudenken, dass es medizinisch vielleicht doch irgendwann eine Möglichkeit gibt, dass ich mein Gehör zurückbekomme.

 

Liebe Leute, ich MUSS gar nichts - außer sterben.

Natürlich hab ich dank der Neurofibromatose immer schlechter gehört, bis hin zur Ertaubung.

Ja, durch viele Operationen wurden meine Hörnerven so weit geschädigt, dass Cochlea-Implantate bei mir nicht mehr funktioniert haben.

Und ich habe auch die Gebärdensprache gelernt, um mich in der Schule leichter verständigen zu können.

Ich habe zwei Schulen für Hörgeschädigte besucht.

Und?

Ich hab mich selbst nie als gehörlos gesehen, ich habe mich nie zur Kultur der Gehörlosen gezählt. 

Viel mehr habe ich immer versucht, mich an meinem "alten" Leben festzuhalten.

Ich habe, schon während mein Gehör schlechter wurde, das Lippenlesen gelernt.

Ich habe alternative Kommunikationsmethoden zur Gebärdensprache gesucht. Auch heute muss man mir manchmal einen Zettel schreiben (geht schneller!) und in der Berufsschule werde ich von Schriftdolmetschern unterstützt.

Ich habe mich - soweit wie möglich - immer in der "normalen" Gesellschaft bewegt.

Wollte nie in einer "speziellen Einrichtung" meine Ausbildung machen, sondern habe mir einen Ausbildungsplatz am ersten Arbeitsmarkt gesucht.

 

Und vor allen Dingen habe ich nie aufgegeben, oder mich von negativen Einstellungen anderer runterziehen lassen.

Ich bin mit meiner Einstellung bisher nie gescheitert - natürlich dauert manches länger und man braucht teilweise viiiel Durchhaltevermögen.

Aber ich bewahre mir lieber meinen Glauben daran, dass sich für alles irgendwann eine Lösung findet, als mich zu verkriechen und mich einfach mit irgendetwas abzufinden.

 

"Wenn ich auch tausend Lieder vom Vermissen schreib',

heißt das nicht, dass ich versteh', warum dieses Gefühl für immer bleibt."