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Mit Ihnen kann man nicht arbeiten!

Im Frühsommer des vergangenen Jahres habe ich zunächst mal ein Praktikum bei einem großen Unternehmen absolviert.

Drei Wochen, drei Abteilungen, dreimal verschiedene Kollegen.

Nun, eigentlich ja kein Problem. Aber..

In der ersten Woche war ich im Rechnungswesen eingesetzt. Eigentlich gut und schön und sicherlich auch interessant, auch wenn Mathe nie mein allerliebstes Lieblingsfach war. Tja, nur leider hatte man so gar nichts für mich zu tun.

Und falls doch und falls man mir dann etwas zeigen/ erklären musste, war man gleich total genervt.

Zwar gab es auch hier zwei oder drei nette Kollegen - der Großteil hat es allerdings vorgezogen, geflissentlich über mich hinweg zu sehen.

Gut, kann passieren, dachte ich. Bleib optimistisch.

Also auf in die zweite Woche, auf in den "Einkauf"..

Nein, es wurde nicht besser. Eher im Gegenteil. In der zweiten Woche gab man mir zwar etwas zu tun.

Allerdings mit den Worten "Hier hast du das Musterheft. Guck wie alles geht und dann gibst du mir danach alles zum kontrollieren."

Ja.. nur hatte man nicht nur permanent mit dem PC Probleme, sondern generell nie Zeit.

Schon gar nicht, wenn die Praktikantin einen Auftrag fertig hatte und den zur Nachkontrolle abgeben wollte.

Wobei besagte Praktikantin sowieso am Anfang nicht direkt alles perfekt gemacht hat und allgemein nur ein Klotz am Bein war.

Ja, danke auch..

Blieb noch die dritte und letzte Woche, die Informationstechnologie.

Man war dort sehr nett - aber leider konnte man damit nicht alles wieder rausreißen.

Zumal meine "Aufgabe" in dieser Woche darin bestand, mich nochmal mit Word, Excel und PowerPoint "vertraut" zu machen.

Insgesamt hat in dieser Woche die Kommunikation nicht wirklich geklappt. Andernfalls hätte es vielleicht besser werden können.

Gut, Kurzpraktikum abgeschlossen.

Ein paar Tage später hat meine Mutter das Unternehmen angerufen um sich zu erkundigen, ob ich dort ein Jahrespraktikum machen könne.

Weit gefehlt.. Stattdessen musste sie sich einen Vortrag  anhören, dass ich ein furchtbarer Mensch sei, mit dem man nicht arbeiten könne. Man müsse sich für mich schämen. Ich sei unhöflich, faul, würde nie etwas arbeiten und hätte meine Zeit dort nur abgesessen.

Äh? Ja sicher..

 

3 Monate später durfte ich ein vierwöchiges Praktikum bei einer anderen Geschäftsstelle  antreten.

Tja, was soll ich sagen? 

Diesmal bin ich zwar nicht durch verschiedene Abteilungen (nur durch verschiedene Büros!) gewandert, hatte aber mit vielen verschiedenen Kollegen zu tun.

Man gab mir unterschiedliche Aufgaben (auch durchaus verantwortungsvolle) und ich konnte immer jeden fragen, wenn ich etwas nicht gleich verstanden habe. Es war auch kein Problem, wenn man mir irgendetwas 2x zeigen musste.

Ich hatte Freude an meiner Arbeit (und ja, ich habe viiiel gearbeitet!), habe mich mit allen Kollegen bis hoch in die Chefetage gut verstanden.

Nach vier Wochen fand ich es sehr schade, dass mein Praktikum "schon" vorbei war.

Ich bekam ein sehr gutes Zeugnis von meiner "Chefin", in dem mir bescheinigt wurde, dass ich sehr freundlich, hilfsbereit und fleißig sei und dass man mit meiner Arbeit durchweg zufrieden war. Dass man mich sehr geschätzt habe und mich als Mitarbeiterin nur wärmstens empfehlen könne.  

 

Man könnte jetzt sicher sagen "nach dem ersten Praktikum hast du dich um 180 Grad gedreht!".

Ganz ehrlich? Nein.

Der Unterschied war einfach nur, dass man mich im zweiten Praktikum wertgeschätzt und vor allem ernst genommen hat.

Man hat mich ins Team aufgenommen, mir auch verantwortungsvolle Aufgaben zugetraut und war sich auch nicht zu schade, mir mal etwas zu erklären.

Ich konnte etwas leisten einfach weil ich wusste, was ich leisten soll. Weil ich es konnte.

Weil man mich als Mitarbeiter und Mensch gesehen und geschätzt hat - und mich nicht nur wie einen Klotz am Bein behandelt hat.

 

"Menschen mit Einschränkung leisten nie 100% - denn sie kennen nur 150%igen Einsatz."