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Fünf nach sieben vor der Tür

Mein Führerschein war zum Teil auch eine Voraussetzung, damit ich mein FSJ antreten durfte.

Frei nach dem Motto "Wenn du kein Auto hast, hast du keine FSJ-Stelle."

Aber das war eben nur ein zusätzlicher Grund, den Führerschein wollte ich auch vorher schon machen.

Ich bin also, wie jeder andere auch, in die Fahrschule hier im Dorf gegangen, hab meine Theoriestunden abgesessen und die Theorieprüfung auf Anhieb bestanden (wen kümmern schon 3 Fehlerpunkte?).

Dann ging es endlich ans Autofahren.

Und hier lobe ich mir meinen Fahrlehrer, der bis heute ein guter Freund ist.

Er hatte nicht nur viel Geduld (wenn ich will, kann ich mich sehr blöd anstellen..), ihm war auch meine Hörschädigung von Anfang an egal.

Solange er mir per Handzeichen zeigen konnte, wann ich Richtung Kaffee fahren sollte ("ist noch so früh.. erst mal Kaffee!") und ich mich ansonsten im Straßenverkehr ordentlich verhalten habe, war alles wunderbar.

Natürlich haben wir uns auch unterhalten - und nach jeder Fahrstunde bekam ich einen Berg Zettel, auf denen er mir meine Fehler nochmal notiert hatte.

Kurz: Nach einer gewissen Zeit waren wir ein eingespieltes Team.

Das leider zunächst an einigen  Prüfern gescheitert ist.. (ja, ich habe mehr als einen Versuch gebraucht..).

Nummer 3 meinte zum Beispiel, in der Stadt wäre ich "für meine Verhältnisse" sehr schön gefahren - aber weil ich außerhalb der Stadt einmal zu früh hochgeschaltet habe, bin ich leider, leider doch durchgefallen.

Bei meiner finalen praktischen Prüfung saß wieder so ein "netter" Herr auf der Rückbank.

Nachdem ich an diesem Tag wirklich alles machen durfte, was ich bis heute nicht kann (rückwärts einparken, rückwärts in die Straße.. rückwärts.. rückwärts...), dachte ich mir spätestens auf den mir verhassten Waldstraßen:

"Du fährst jetzt so, wie du dich wohlfühlst. Und wenn du wieder durchfällst - Pech gehabt."

Und siehe da: bestanden.

 

Was lernen wir daraus?

Klar, ich bin immer dann am besten, wenn es mir völlig egal ist..

Was ich aber eigentlich meine:

Auch Menschen mit Hörschädigung oder anderen Handicaps können Autofahren.

Und bei uns braucht man auch meist nicht mehr Geduld, als bei den "Normalos" ("ich kenne Leute, die viel schlechter Auto fahren als du!").

Natürlich muss ich alles mit den Augen machen und ja, ich habe auch eine Brille.

Aber deshalb bin ich doch nicht blöd (nur manchmal zu faul für den Schulterblick..).

Und mit Vorurteilen à la "die kann das eh nicht, Zeitverschwendung" lasse ich mich erst recht nicht abspeisen.

 

In diesem Sinne nochmal vielen Dank an den besten Fahrlehrer der Eifel!    

 

"Keep calm and drive a Beetle."